vor allem, wenn sich der Bodennebel den ganzen Tag nicht hebt, was vorkommt. Die Position des “Fischerhaus’” am Talgrund ist so, dass die Sonne für drei Monate nicht bis dahin reicht, - es kann deprimierend sein. Die Zeit verging manchmal schleppend langsam.
Nur durch bewundernswerten Gleichmut und die unendliche Geduld der Flüchtlinge ist es zu erklären, dass es nicht öfters zu Reibereien kam. Monatelang unter einem Dach auf engstem Raum zu leben, mit wenig Möglichkeiten, sich zurückzuziehen und ein wenig Privatheit zu genießen, das zermürbt früher oder später jeden.
Dazu gesellten sich noch die permanente Rechtsunsicherheit, - viele wussten für Monate nicht, ob sie als Flüchtlinge anerkannt, oder wieder ausgewiesen würden und falls ja, wohin. An eine Rückkehr nach Libyen war nicht zu denken (und ist es immer noch nicht -Stand 2014) genauso wenig kam es für sie in Frage, wieder in ihre Heimatländer zurückzukehren; die hatten sie ja aus guten Gründen verlassen und nicht als sogenannte “Wirtschaftsflüchtlinge”, wie immer wieder unterstellt wurde. Die Kommission in Verona war total überlastet, dementsprechend langsam ging der Prozess der Zuerkennung des Flüchtlingsstatus.
Sie bekamen ein kleines Taschengeld von 40 € im Monat. Von Libyen aus hatten sie des öfteren Geld nach Hause geschickt, um ihre Familien in den Heimatländern zu unterstützen. Das war nun nicht mehr möglich. Die ersten sechs Monate durften die Männer per Gesetz nicht arbeiten. Danach war es schwierig, bis unmöglich, etwas geeignetes zu finden. Denn trotz der Sprachkurse, die sie belegten, blieben ihre Sprachkenntnisse vor allem in Deutsch eher rudimentär. Italienisch lernten sie sehr viel besser und schneller. Bei der momentanen wirtschaftlichen Situation ist es auch für die eingesessene Bevölkerung schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden, geschweige denn für die jungen Männer aus Westafrika und Bangladesch.
Damit die Männer wenigstens ein wenig Abwechslung in ihrem Alltag hatten, engagierten sich viele freiwillige Menschen aus Vintl und Umgebung. Manche hielten Gratis-Sprachkurse ab, Mitglieder des Vereins “Circo-Mix” kamen öfters auf Besuch und ließen die Männer an den Trainings teilnehmen, andere organisierten Ausflüge und Feiern mit den Flüchtlingen. Der große Teil der Bevölkerung von Vintl darf als Vorbild gelten, für den Umgang mit fremden Menschen und Gastfreundschaft.
Aber auch hier gibt es radikale Elemente in der Bevölkerung, die nicht davor zurückschrecken, sogar den Tod von Menschen in Kauf zu nehmen, um ihren wahnhaften Ideen und Ängsten Ausdruck zu verleihen. LINK